Die Naturschutzverbände wenden sich entschlossen gegen den Bau von Kampfdörfern und Ausbau von Strassen auf dem Truppenübungsplatz. Bisher, so waren sich auch viele im Naturschutz einig, stellte die Nutzung der Senne als Truppenübungsplatz durch das britische Militär einen Schutz des wertvollen Gebietes dar. Setzen die Briten durch ihre aktuellen Baupläne dieses Alles jetzt aufs Spiel?
Diese Befürchtung äußerten die zahlreichen Vertreter der Naturschutzverbände in OWL anlässlich der ersten gemeinsamen Krisensitzung, zu der der Förderverein Nationalpark Senne-Eggegebirge am 28.08.08 in Augustdorf eingeladen hatte.
„Wir werden alles in der Öffentlichkeitsarbeit und der Prüfung rechtlicher Schritte tun, um massive Schädigungen des europaweit bedeutenden Lebensraum Senne durch die aktuell geplanten Baumaßnahmen der Briten zu verhindern“ so Ute Röder, Vorsitzende des Fördervereins.
Wie bereits in der Presse veröffentlicht, planen die Briten den Bau von Kampfdörfern und den Ausbau von Strassen. Der Bau von 6 Kampfdörfern mit je drei festen Gebäuden aus Porenbeton sowie von jeweils etwa 20 Containerhäuser wurde von der Pressesprecherin der britischen Streitkräfte in Deutschland, Helga Heine, auf Anfrage des WDR bestätigt. Bestätigt wurde auch, dass bereits existierende Strassen teilweise verbunden und asphaltiert werden, damit auch Kettenfahrzeuge dort fahren können.
Den Naturschutzverbänden liegen Informationen vor, dass bis zu 13 Dörfer geplant sind und bestehende Sand-Tracks auf einer Länge von 39 km versiegelt werden sollen und 3 km kompletter Neubau stattfinden soll. Die mangelnde Information durch die Bundesanstalt für Immobilien und das Britische Militär wecken im Moment schlimmste Befürchtungen bei der Bevölkerung.
Wenn diese Planung realisiert werden sollte, dann wäre der Naturschutz in der Senne allgemein, und der europäische FFH-Status (Flora-Fauna-Habitat Gebiet) der Landschaft sowie ihre Nationalpark-Würdigkeit im Besonderen aufs Höchste gefährdet.
Bisher stellen die Sand-Tracks in der Senne eine relativ geringe Beeinträchtigung dar. Für viele Organismen (Laufkäfer, Spinnen, Heuschrecken oder Kleinsäuger etc.) sind sie keine Barriere, da ihr Substrat wie das der sandigen Umgebung als natürlich wahrgenommen wird. Sobald diese versiegelt werden, egal ob mit Schotter, Beton o.ä. stellen sie eine nicht überwindbare Barriere dar. Dieses ist bei dem Lebensraum aufgrund der Vielzahl gefährdeter Arten fatal. Bei einer Versiegelung wird des weiteren im unmittelbaren Umfeld der Wasserhaushalt verändert. Würde sogar Kalkschotter genommen, käme es zu einer massiven Zerstörung auch weiter entfernt liegender, sensibler Bereiche wie Moore oder nährstoffarmer saurer Sandmagerrasen.
Gleiches und darüber hinaus noch eine Beeinträchtigung für bodenbrütende Vögel gilt für die Versiegelung infolge des Baus der Kampfdörfer. Da auch von einer Erhöhung der Häufigkeit der Kampfeinsätze gesprochen wird, nimmt die Beunruhigung und Lärm im Gebiet für Tiere und auch Menschen zu.
Die Naturschutzverbände werden diese sich anbahnende und völlig inakzeptable Entwicklung nicht widerstandslos hinnehmen. Sie unterstützen daher eine Mobilisierung der Öffentlichkeit und werden rechtliche Schritte einleiten, insbesondere im Hinblick auf das EU-Recht (FFH-Schutz und EU Vogelschutzgebiet).