Ein vielfach unterschätztes Problem mit erheblichen Schadfolgen.
Die von der World Habitat Society durchgeführten Untersuchungen zum Problemkreis der Bodenerosion zeigen, dass in Ostwestfalen und besonders im Bereich der Paderborner Hochfläche eine erhebliche Schadensbilanz zu verzeichnen ist.
Es sind dabei nicht allein die durch die Bodenabtragung bewirkten, von den Landwirten zu beklagenden Ertragseinbußen, welche die Bodenerosion zu einem großen regionalspezifischen Problem machen. Weit gravierender erweisen sich die Verluste an kostbarer Bodenkrume in Bezug auf den Bodenwasserhaushalt und die Bilanz des Infiltrations-/Abflussverhältnisses bei extremen Niederschlagsereignissen. Es sind also nicht allein die erheblichen Schadfolgen für die Landwirtschaft, als vielmehr die negativen Auswirkungen auf den gesamten Naturhaushalt, die das Erosionsgeschehen bewirken.
Es ist Absicht, mit diesem kurzen Beitrag auf einen Problembereich aufmerksam zu machen, der die Auswirkungen der Bodenerosion auf den gestörten Wasserhaushalt mit Grundwassermangel und Hochwasserereignissen verbindet. Unsere Böden sind eben nicht allein das unabdingbare Medium agrarwirtschaftlicher Produktion, sondern als Wasserspeicher ein Regulativ des Infiltrations-/Abflussverhältnisses, also das Steuerungselement für den Wasserandrang in Bächen und Flüssen.
Erosionsmechanismus
Bei feuchtegesättigten Böden – wenn keine weitere Regenwasser-Aufnahme mehr möglich ist – setzt Oberflächenabfluss ein. Je nach Hangneigung, aber auch schon bei sehr flachen Hängen, kommt es dabei zur Abspülung von lockerem Bodenmaterial. Diese ist umso intensiver, je geringer die pflanzliche Bodenbedeckung ist. Dies ist v. a. nach Einbringung der Ernte und im Winterhalbjahr der Fall.
Bei besonders intensiv fallenden Niederschlägen mit kurzzeitig großen Regenmengen (z.B. bei Gewitterregen) kann das Ausmaß der Bodenabspülung katastrophale Folgen mit tief eingerissenen Erosionsrinnen und erheblichen Verlusten von wertvollem Oberbodenmaterial annehmen. Gravierend dabei ist besonders die Tatsache, dass dieser Bodenverlust unwiederbringlich ist. Immerhin bildet sich neues Bodensubstrat in unserem Klimabereich erst in mehreren Tausend Jahren.
Die zunehmenden und jährlich wiederkehrenden Hochwasserereignisse, z.B. im Ellerbachtal (aber auch der großen europäischen Stromsysteme, s. Elbe, Rhein, Donau etc.) haben nichts zu tun mit der viel beschworenen „Klimakatastrophe“ – sie sind das Ergebnis von zunehmender Dezimierung der Böden als natürlichem Wasserspeichermedium in den Einzugsgebieten der Abflusssysteme unserer Bäche und Flüsse.
Fazit: Der Schutz unserer Böden ist zwanghaft insofern, als alles Leben auf der Erde auf der Ressource „Boden“ beruht, deren Erhalt somit vorrangig Beachtung geschenkt werden sollte. Dies umso mehr, als der Verlust von Böden unwiederbringlich ist. Verwitterung und Bodenneubildung ist ein Prozess, der viele Jahrhunderte erfordert.
Allein in der Bewahrung und im Schutz der Böden liegt die zukünftige Entwicklung aller biotischen, besonders aber auch menschlicher Lebensformen.
Erosionsfolgen
Durch die wiederkehrenden Erosionsereignisse auf ackerbaulich genutzten Flächen der Paderborner Hochfläche wird das wertvolle Bodensubstrat in seiner Auflagemächtigkeit immer geringer. Der Bodenverlust bedeutet zunehmende Anreicherung von Kalkschutt an der Oberfläche. Vielfach sind geschädigte Äcker von einem einzigen „Steinpflaster“ gekennzeichnet.
Der zunehmende Bodenverlust bedeutet nicht nur eine Ertragsminderung für die Landwirte, sondern ist v. a. ein Verlust der Wasserspeicherfähigkeit der Oberböden. Dies wiederum hat eine weitere Intensivierung des Oberflächenabflusses zur Folge. Der Vorgang der Erosion ist also – wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden – ein sich selbst verstärkender Prozess.
Eine weitere bedrohliche Konsequenz dieser Prozessabläufe ist die Hochwassergefahr in Talbereichen, wenn das Regenwasser, dort wo der Regen niedergeht, nicht mehr gespeichert werden kann, sondern über die offenen Feldfluren direkt in die Vorfluter (Bäche u. Flüsse) einmündet und gegebenenfalls weite Talauen oder auch Siedlungsteile überflutet werden.
Impressionen „Bodenerosion in OWL“
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Fotos: Henning Schwarze – Copyright 2007 World Habitat Society GmbH