„Better Buildings“ -Verbessertes Wasser-, Energie- und Abfallmanagement in den urbanen Ökosystemen Arabiens

Better Buildings LogoVom 28. bis 29. November 2007 veranstaltete die UNESCO Doha, Qatar, in Zusammenarbeit mit der örtlichen NRO Friends of the Environment Centre (FEC) einen Workshop zum Thema: „Better Buildings“. An dem Treffen nahmen Experten verschiedener Fachrichtungen aus Qatar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain, Libyen, Australien, Deutschland und Italien teil, um innovative, traditionelle und alternative Techniken rund um das Thema „nachhaltiges und umweltfreundliches Bauen“ vorzustellen.

Mit vielen konstruktiven Beiträgen wurde unter anderem der Einsatz von regenerativen Energien, sinnvollem Wasser- und Abwassermanagement, sowie umweltfreundlichem Bauen und Wohnen diskutiert.

Zweck des Workshops war es, die Aufmerksamkeit auf den weltweit alarmierenden Ressourcenverbrauch zu lenken und Möglichkeiten aufzuzeigen, um Wasser und Energie einzusparen und die Architektur zu verbessern. Das Bauen von Passivhäusern sowie die Rückbesinnung auf eine traditionelle arabische Baukultur sind dabei nur einige Beispiele.

Wachsende urbane Bevölkerung und steigender Ressourcenverbrauch

Fast drei Milliarden Menschen, also fast 50% der Weltbevölker-ung, leben seit Beginn des 21ten Jahrhunderts in urbanen Gebieten (Städten). Laut Berechnungen wird diese Zahl in den nächsten 25 Jahren auf ca. fünf Milliarden ansteigen. Anzunehmen ist, dass sich die städtische Situation, bzgl. der Wasserversorgung und Umweltverschmutzung, demnach in den nächsten Jahren drastisch verschlechtern wird. Dies wird nicht nur Entwicklungsländer, sondern alle urbanen Systeme weltweit treffen.

Die arabischen Staaten sind durch ein enormes Städtewachstum gekennzeichnet, mit dem ein unverhältnismäßig hoher Re-ssourcenverbrauch einhergeht. Durch ihr heißes und trockenes Klima, aber auch bedingt durch das rasante wirtschaftliche Wachstum, setzt ein allzu sorgloser Umgang mit Wasser und Energie ein. Der ständige Betrieb von Klimaanlagen oder auch der Bau von verschwenderischen Prestigeobjekten sind Beispiele hierfür. Zwar verfügen viele arabische Länder derzeit noch über große fossile Ölreserven, jedoch werden diese laut Prognosen in den nächsten 35-50 Jahren verknappen. Andere Länder sind bereits akut von Energiemangel betroffen.

Neben Energie war das Thema Wasser ein weiterer Schwerpunkt auf der Agenda des Workshops. Obwohl die meisten arabischen Länder von einer nur unzureichenden bis sehr eingeschränkten Frischwasserversorgung betroffen sind, werden immer noch viele Gebäude in unangepasster, nicht zeitgemäßer Art und Weise gebaut. Gleichzeitig wird viel Frischwasser verschwendet, z.B. in urbanen Ökosystemen, durch Verluste im z.T. maroden Leitungssystem sowie zur Bewässerung von nicht heimischen Grünpflanzen in Gärten, an Straßenzügen und öffentlichen Gebäudekomplexen. Zwar wird versucht das schwindende fossile Grundwasser zu schonen, indem man Entsalzungsanlagen an den Küsten baut, jedoch geht damit ein sehr hoher Energieverbrauch mit entsprechend hohen Kosten einher.

Diesem verschwenderischen Umgang mit Ressourcen kann Einhalt geboten werden, indem effizientere Be-wässerungsmethoden, energie- und wassersparende Maßnahmen sowie alternative Bauweisen in das städtische Bild integriert werden. Ein durchdachtes, angepasstes Design von Gebäuden beispielsweise kann maßgeblich zur Reduktion von Energie und Wasserverbrauch beitragen.

Themenfelder des Workshops

Die Konferenz fand im Green Tent des FEC in Doha stattDer Workshop gliederte sich in folgende vier Themengebiete: Architektur, Abwasser-, Wasser- und Energiemanagement. Insgesamt nahmen an dem Seminar 18 Experten und ca. 30 geladene Gäste teil. International, sowie national und lokal anerkannte Organisationen und Institutionen, wie UNESO, UNEP/ ROWA, FEC, die UNIC  und die World Habitat Society waren vertreten.

Traditionelle arabische Baukultur

Zum Thema Architektur war unter anderem der Architekt Professor Dr. Attilio Petrucciolli, von der Universität Bari (Italien) eingeladen. Er hielt einen Vortrag über traditionelle arabische Baukunst, wobei er den Wert von Windenergie und den bekannten Windtürmen, ein traditionelles Element der arabischen Architektur, hervorhob. Seiner Meinung nach könne anhand der richtigen Kanalisierung von Wind ein erheblicher Teil an Energie eingespart werden.

Nach Meinungen von Professor Dr. Florian Techel, vom New York Institute for Technology (VAE), wäre dies aber nur effizient, wenn man die Sonneneinstrahlung auf die Gebäude reduzieren würde. Dies könnte man einfach am Beispiel der traditionellen Art und Weise machen. Die simple Rückbesinnung auf kleine Fenster, bedeckt durch die so typisch „orientalischen“ Gitter, oder oberhalb der Fenster angebrachte schattenspendende Holzbretter, könnten die Einstrahlung und damit die Erwärmung des Hauses erheblich reduzieren. Der Gebrauch von Klimaanlagen könne damit auf ein Minimum reduziert werden.

Ohnehin sei es sinnvoll, sich an traditioneller Architektur zu orientieren, denn meist seien diese Bauweisen Resultat Jahrhunderte alter Erfahrungen. Als angenehmer Nebeneffekt würde es den Charme der so einzigartigen, arabischen Architektur wieder aufblühen lassen und das ästhetische Auge entgegen dem tristen internationalen Standart und Prestige verwöhnen.

Gottfried Faulstich, Professor für Architektur, stellte den Zuhörern das von den in Kassel ansässigen BFK&Partners entwickelte Konzept einer „Oasis City Doha“ vor.

Wasser- und Abwassermanagement

Dr. Abdalla Bubtana, ehemaliger Direktor des UNESCO Doha Office, brachte den Aspekt der Umweltbildung ein. Vor allem die frühe Erziehung von Kindern im Umgang mit Energie und Wasser sei besonders wichtig. Das Bewusstsein über nachhaltigen Umgang mit Ressourcen sei maßgeblich für die Zukunft, denn die Lage um die Wasserverfügbarkeit sei ernst. Von dieser Entwicklung rascher Verknappung seien insbesondere die arabischen Staaten betroffen.

Kuwait beispielsweise ist laut des „UN Water Development Report“ das wasserärmste Land mit einer jährlichen pro Kopf Versorgung von 10 m³. Darauf folgen Gaza (52 m³), VAE (58 m³), Bahamas (66 m³), Katar (94 m³), Malediven (103 m³), Libyen (113 m³) und Saudi Arabien mit 118 m³ pro Person pro Jahr. Im Vergleich dazu sind Guyana (Südamerika) mit 812.121 m³ und Island mit 609.319 m³ die reichsten Länder bezüglich der jährlichen Wasserverfügbarkeit pro Kopf.

Darüber hinaus werden täglich 2 Millionen Tonnen Müll in Flüsse, Seen und Bäche entsorgt. Täglich sterben ca. 6000 Menschen, insbesondere Kinder unter 5 Jahren an Durchfallerkrankungen, verursacht durch verunreinigtes Wasser.

In Anbetracht der hohen Wasserlimitierung Arabiens herrscht ein großer Anachronismus bezüglich des Missmanagements von Wasser und Abwasser in diesen Ländern. Es mangelt häufig am Bewusstsein um einen nachhaltigen Umgang mit Wasser. Regulierende Maßnahmen bzgl. des Gebrauchs sind entweder sehr eingeschränkt oder gar nicht existent. Besonders Kinder verschwenden viel Wasser, denn Sie haben keine Ahnung von der Bedeutung einer nationalen, wie globalen Wasserkrise; an ihrem Umgang mit Wasser wird sich auch nichts ändern, wenn sie erwachsen sind.

Zum Thema Abwassermanagement stellte Dr. Ron Loughland, Direktor des Centre of Environment Research Emirates Heritage Club, sein Projekt zu innovativen Bewässerungsmethoden für den Mittleren Osten vor. Darin untersucht er Methoden zur Bewässerung mit Salzwasser. Durch die gezielte Begrünung von Anlagen mit Halophyten (salzliebende Pflanzen) kann Salzwasser zur Bewässerung verwendet werden und somit Unmengen an Süßwasser eingespart werden. Eine weitere Einsparung könne man durch den Einsatz neuer Techniken zur Bewässerung mit Abwasser erhalten.
Laut Dr. Basel Al Yousfi (UNEP) stehen die Zeiger auf kurz vor 12, wenn es um „Sustainable Buildings and Construction Initiatives“ geht. Die Zeit sei reif für ein gutes Wasser- und Abwassermanagement. Die Technologien existieren bereits, es fehle nur oft der Wille und das Bewusstsein diese anzuwenden.

Energiemanagement

Dr. Narup während seiner PräsentationZum Thema Energiemanagement hielt Dr. Ulrich Narup, General Manager der Nature Power Consultant GmbH, insgesamt drei sehr interessante Vorträge. Er vertrat die Meinung, dass es höchste Zeit sei, auf erneuerbare Energien, wie Solar- und Windenergie, umzusteigen. Der bedrohliche Ausblick auf das Ende des Öls und die damit bis ins unendliche steigende Preisentwicklung würden uns früher oder später zwingen „umzusatteln“.

Besonders interessant war seine Präsentation eines mit Wasserstoff betriebenen Modellautos. Durch die Befüllung des Tanks mit destilliertem Wasser und einer aufwendigen Technologie im Innern des Fahrzeuges werde Wasserstoff als Antrieb entwickelt.

Proposal für ein Eco-Building

Ziel des Workshops wird sein, in den nächsten Jahren anhand eines Masterplans die Umsetzung und den Bau eines oder mehrerer exemplarischer „Eco-Buildings“ vorzunehmen. Dazu wird als erster Schritt ein Proposal in Zusammenarbeit mit Spezialisten und Experten, die an diesem Workshop teilgenommen haben, erstellt.

Darin sollen die gewonnenen innovativen Informationen gesammelt werden und eine Art Modellhaus entwickelt werden. Die Vorstellungen reichen dabei von einer neuen Inwertsetzung traditioneller Baukunst bis hin zur Nutzung des Regenwassers. Der Einsatz von innovativen Methoden und regenerativen Energien sowie die Sicherstellung von Umweltbildung zur Reduzierung unnötigen Ressourcenverbrauchs spielen hierbei eine große Rolle.

Anhand dieses Masterplans sollen schließlich die Häuser errichtet werden, die als Vorzeigemodelle für künftige Gebäude stehen sollen. Gebaut werden kann das Modell im Stil eines Wohnhauses, eines Besucherzenters für Touristen, einer Moschee oder einer Schule.

Der Bau von Eco-Buildings ist nach Meinung der Experten ein großer Schritt in die richtige Richtung, da sie alle modernen Ansätze zur Ressourcenschonung vereinen.

Autor: Maximiliane Richtzenhain
Kontakt: m.richtzenhain@arcor.de / doha@unesco.org

Maximiliane Richtzenhain ist von November 2007 bis Februar 2008 im Rahmen eines Praktikums im UNESCO Doha Office beschäftigt. Sie studiert Geographie an der Universität Trier. Ihre bevorstehende Abschlussarbeit wird Frau Richtzenhain über das kürzlich in Qatar ausgewiesene Biosphärenreservat Al Reem schreiben.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert